„Bitte nimm mich mit !“
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Oschatz. St. Aegidien.
Am 1. Oktober 1899 nahm Ernst Paul Quietzsch seinen Dienst als Türmer in St. Aegidien in Oschatz auf. 25 Mark erhielt der
Familienvater dafür im Monat. Freies Logis. Kohle und Wasser musste in die Wohnung geschafft werden. Da halfen alle.
Am Fuß des Turmes stand ein Eimer "Bitte nimm mich mit!" Eine eigene Wasserleitung hatte der Turm erst in den 20er Jahren.
Bis dahin musste jeder Tropfen buchstäblich hinaufgeschleppt werden. Dabei halfen Besucher gern mal mit.
Mit seiner Frau hatte Vater Quietzsch 14 Kinder. 9 wurden auf dem Turme geboren. Die Familie sah von hoch droben den
Jahrhundertwechsel und zwei Kriege. Feierte Silberne und Goldene Hochzeit. Vom Turme wegzuziehen kam für die Eheleute bis zuletzt nicht in Betracht. Da war Mutter Quietzsch bereits ein Bein
amputiert worden und der Auf- und Abstieg erfolgte mittels eines Holzstuhles auf dem Rücken des
Ältesten. Erst 1970 wurde die Türmerwohnung endgültig geschlossen.
Der Einzug - ein besonderes Ereignis.
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Oschatz. St. Aegidien.
Der alte Türmer Apelt war gestorben. Da die Stadt Oschatz dringend einen zuverlässigen Feuerwächter brauchte, wurde die Stelle in
der „Oschatzer Gemeinnützigen“ ausgeschrieben. Mutter Quietzsch war sofort begeistert und wollte gern auf dem Turm leben. So überredete sie ihren Mann, Paul Quietzsch schrieb seine Bewerbung.
Mutter Quietzsch überbrachte sie persönlich dem damaligen Bürgermeister Dr. Härtwig. Der war von der Entschlusskraft dieser Frau sofort überzeugt. Am 1. Oktober 1899 zog das Ehepaar Quietzsch mit
ihren fünf Kindern in die Türmerwohnung im südlichen Turm. Als Möbel und der gesamte Hausrat außerhalb des Turmes hinaufgezogen wurden, war das für die ganze Stadt ein besonderes Ereignis. Das
geschah mittels einer Winde, die noch heute im Kuppelraum steht. Dabei soll das Seil derart im Wind geschaukelt haben, dass vom Sofa ein Bein abgegangen war. Auch die Türmerwohnung selbst war
noch erheblich dem Wind ausgesetzt. Doppelfenster wurden erst 1902 eingesetzt und ein Windfang aus Glas half später, den Zugwind aus dem Turm abzuhalten und den Wohnbereich zu
sichern.
Schankerlaubnis im Türmerstübchen.
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Oschatz. St. Aegidien.
Um sich und seine Besucher nach einem Turmaufstieg mit einem Bier oder einem Schnaps zu stärken, besaß der alte Türmer Apelt eine Schankerlaubnis. Das Ehepaar Quietzsch übernahm zu Beginn diese alte Tradition des Ausschanks, konnte sich aber an dem Trubel auf dem engen Turm dann doch nicht so recht erfreuen. So wurde der Brauch nur noch zwei Jahre beibehalten und danach abgeschafft.